Die Fiat Dino Kaufberatung – Ferrari-Motor und Fiat-Vernunft

Der Fiat Dino mag nur das Nebenprodukt der Notwendigkeit gewesen sein, Homologationsvorschriften gerecht zu werden. Wie so oft hat die Geschichte aber gezeigt, dass gerade so Großes entstehen kann.

Der Fiat Dino ist ein eleganter Sportwagen der 60er Jahren, der sicherlich auch ohne den besonderen Motor unter der langen Motorhaube ein begehrenswerter Klassiker geworden wäre. Wie sich herausstellte, bedeutete Ferraris Wunsch, in der Formel 2 anzutreten, dass das Unternehmen 500 von Serienautos abgeleitete Motoren bauen musste, um in der GT-Klasse antreten zu dürfen. Als Hersteller von Kleinserien konnte konnte Ferrari diesen Anforderungen allein nicht gerecht werden, zumal das Reglement vorschrieb, dass die Motoren nicht mehr als sechs Zylinder haben durften – und das zu einer Zeit, in der Ferrari Straßenfahrzeuge überwiegend V12-Motoren ausstattete. Folglich wurde mit Fiat wurde eine Vereinbarung getroffen, nach der der neu entwickelte  Dino 206 GT seinen Motor mit dem Dino Coupe von Fiat teilen sollte.

1966 – Der FIAT Dino Spider erscheint

Als erstes kam der Fiat Dino Spider auf den Markt, der 1966 auf dem Automobilsalon in Turin vorgestellt wurde. Dank der Karosserie im Pininfarina-Stil wirkte der Wagen wie ein ausgeklügelter Sportwagen. Das Dino Coupe wurde im März des folgenden Jahres auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt, diesmal von Bertone entworfen. Beide verwendeten das Fahrwerk des Spider und wurden mit der hochwertigeren Innenausstattung ausgeliefert. Vom Aussehen und der Innenausstattung abgesehen war der 2,0-Liter-V6-Motor aus dem Hause Ferrari das große Gesprächsthema. Fiat beanspruchte 158 PS, während Ferrari für das identische Aggregat in seinem Dino 206 GT 174 PS angab, offenbar ein Umrüstfehler. Bis heute leistet der Fiat Dino beeindruckendes und 1969 gab ihm der vergrößerte 2,4-Liter-V6-Motor mit 178 PS noch mehr Flexibilität. Erneut entschied Ferrari, dass sein Motor etwas mehr Leistung bot und beanspruchte192 PS für sich; dieses Mal wurde allerdings kein Grund für die Unterschiede angegeben.

Im Zuge der Motoraktualisierung wurde der Name in Dino 2400 geändert und die starre Hinterachse durch ein fortschrittlicheres, unabhängiges Setup ersetzt. Ein neues Getriebe, eine leistungsgesteigerte Kupplung und größere Bremsen rundeten die mechanischen Änderungen ab. Optisch erhielten sowohl der Spider als auch das Coupé kleinere Änderungen an der Außenverkleidung. Die Produktion für beide Varianten endete 1973, wobei weit mehr Coupes als Spider vom Band liefen. Während die Debatte darüber, ob diese Autos als Junior-Ferraris angesehen werden können, für sich betrachtet vielleicht nie geklärt werden kann, ist der Fiat Dino ein hervorragender Klassiker für sich, der durch den unter der Motorhaube verborgenen V6 nur noch besser wird. Wie Enzo Ferrari selbst gesagt haben soll: „Ich baue Motoren und befestige Räder an ihnen.“

FIAT Dino

FIAT DINO – MOTOR UND GETRIEBE

Sowohl der 2,0-Liter-Motor aus Aluminium als auch der 2,4-Liter-Motor aus Stahl sind ähnlich konstruiert, obwohl die kleinere Einheit bekanntlich etwas zerbrechlicher ist. Versagen der Steuerkettenspanner und verschlissene Zylinderbohrungen sind bei diesen Motoren häufiger ein Problemfaktor, obwohl beide dazu neigen, die Nockenwellen zu verschleißen – insbesondere, wenn sie im kalten Zustand hart angetrieben werden. Die richtige Einstellung der dreifach-Weber-Vergaser macht dabei einen großen Unterschied in der Leistung des Motors aus.

Die 2,4-Liter-Motoren waren mit natriumgefüllten Auslassventilen ausgestattet, die zum brechen neigten. Die meisten sind inzwischen ersetzt worden aber bei einer Inspektion sollte dies insbesondere bei Motoren mit sehr geringer Laufleistung geprüft werden. Das Ventilspiel sollte ca. alle 9.500 Kilometer oder bei jedem zweiten Ölwechsel überprüft werden. Die elektronische Dinoplex-Zündung wurde speziell für den Dino-V6-Motor entwickelt, stellte sich allerdings leider als nicht besonders zuverlässig heraus und einige Modelle sind inzwischen auf modernere Systeme umgerüstet worden. Die ersten 2,0-Liter-Autos waren mit einer einfacheren mechanischen Zündung ausgestattet, bei der die Weichen und der Kondensator regelmäßig erneuert werden mussten. Auch diese können auf ein moderneres Setup umgerüstet werden.

Die Getriebe der 2,0-Liter-Variante benötigen in der Regel mehr Aufmerksamkeit als die robusteren, von ZF zugekaufte Einheiten, mit denen die 2,4-Liter-Autos ausgestattet sind. Prüfen Sie bei beiden Typen auf verschlissene Synchros, ein wenig Widerspenstigkeit beim Schalten gilt als normal aber wenn die Gänge schleifen oder das Schalten schwergängig ist könnte es Zeit für einen Umbau sein.

FIAT DINO – AUFHÄNGUNG UND BREMSEN

Beide Varianten waren rundum mit Scheibenbremsen ausgestattet, wobei die 2,4-Liter-Wagen größere Rotordurchmesser erhielten. Abgesehen von den üblichen Problemen, die sich auch langen Standzeiten des Autos ergeben, haben sie keine inhärenten Probleme.

Die Aufhängung ist vorne bei beiden Varianten ähnlich und die Kugelgelenke sind eine bekannte Schwachstelle – also auf geteilte Gummibuchsen achten. Ersatz-Aufhängungskomponenten sind in der Regel erhältlich und einige Teile werden mit anderen Fiat-Modellen geteilt. Die 2,4-Liter-Autos erhielten eine unabhängige Hinterachse (abgeleitet vom Fiat 130).

FIAT DINO – KAROSSERIE UND INTERIEUR

Wie bei vielen Klassikern aus dieser Zeit kann Rost ein ernstes Problem sein. Eine gründliche Inspektion, vorzugsweise durch einen Spezialisten, wird empfohlen. Die üblichen Hotspots wie Radkästen, Schweller, Kofferraum und Fußräume sowie die Türen sollten alle überprüft werden, da die Restaurierung ein kostspieliges Projekt ist.

Die ersten Spider hatten ein recht spartanisches Interieur, das bald überarbeitet und aufgewertet wurde. Die Coupés kamen von Anfang an mit der aktualisierten Innenausstattung. Ein Großteil der Schaltgeräte wurde von bestehenden Fiat-Modellen ausgeliehen, was die Beschaffung von Ersatzteilen einfacher macht, als wenn sie modellspezifisch wären. Die Elektrik kann für Probleme sorgen, in der Regel sind aber „nur“ korrodierte Verbindungen und Verkabelungsprobleme hierfür verantwortlich.

MODELLGESCHICHTE DES FIAT DINOS

1966: Fiat Dino Spider mit 158 PS und 2,0-Liter-V6 auf dem Automobilsalon in Turin präsentiert

1967: Das Fiat Dino Coupe kommt mit identischem Fahrwerk und etwas längerem Radstand auf den Markt. Aufgewertete Innenausstattung des Coupe wird auch für die nachfolgenden Spider-Modelle eingeführt.

1968: Elektronische Dinoplex-Zündung bei allen Varianten eingeführt

1969: Der Fiat Dino 2400 ersetzt die 2,0-Liter-Autos und die Produktion wird nach Maranello verlegt. Der 2,4-Liter-Motor leistet 178 PS, und die unabhängige Hinterradaufhängung ersetzt die massive Hinterachse. Das Coupé erhält eine deutlich überarbeitete Innenausstattung, und beide Varianten erhalten subtile Änderungen der Außenverkleidung.

1972: Die gesamte Produktion des Fiat Dino endet mit 7.803 gebauten Varianten

PRODUKTIONSZAHLEN

Fiat Dino Coupé: 3.670

Fiat Dino Spider: 1.163

Fiat Dino 2400 Coupé: 2.550

Fiat Dino 2400 Spider: 420

WELCHEN FIAT Dino sollte man kaufen?

Ob man den Fiat Dino als billigen Ferrari oder teuren Fiats betrachtet liegt sicherlich im Auge des Betrachters. Definitiv bietet der Fiat Dino mehr als nur hübsches Design und einen Sportwagenmotor. Dank ihrer charaktervollen V6 und ihres 2+2-Layouts hätten die diversen Versionen genauso gut als Junior-Ferrari-Grand-Tourer vermarktet werden können. Doch dank der Fiat-Plakette auf der Nase ist selbst der seltenste und begehrenswerteste Dino 2400 Spider für einen Bruchteil dessen zu haben, was ein schäbiger Dino 206 GT kosten würde.

Die Seltenheit der Spider im Allgemeinen macht das Cabriolet etwas begehrter und da sie dank leichteren Leergewichtes auch etwas mehr Leistung als das Coupé haben, ist dies nachzuvollziehen. Das Coupé hingegen bietet mehr Platz im Innenraum und bei den 2,4-Liter-Varianten auch ein deutlich verbessertes Design des Armaturenbretts. Wir würden zu den Modellen mit den größeren Motoren tendieren aber ein gepflegtes frühes 2,0-Liter-Modell ist immer noch ein sehr erstrebenswerter Klassiker. Die Preise mögen hier die Wahl diktieren, da sie – je nach Seltenheit und Kilometerstand – stark variieren. Das Hauptanliegen allerdings sollte sein, ein Auto mit einer soliden Karosserie und einer anständigen Wartungsgeschichte zu finden. Diese Fiats ziehen es vor, beim Service wie Ferraris behandelt zu werden.

FIAT DINO – technische daten

Motor: 2.0-Liter V6
Leistung: 160 PS
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
0-100 km/h: 9,0 Sekunden
Verbrauch: ca. 15,8L/100km
Motor: 2.4-Liter V6
Leistung: 180 PS
Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
0-100 km/h: 8,0 Sekunden
Verbrauch: ca. 15,2L/100km

Wie teuer ist ein Fiat Dino in der Versicherung?

Fiat Dino mit geschätztem Fahrzeugwert von 48.000,- EUR in der Zustandsnote 2-3

Beitrag schon ab 330,- EUR p.a. (inkl. KFZ-Haftpflicht und Vollkasko, Stand September 2021)

(Alle Beiträge in Brutto)

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Text John Tallodi  Fotos Fiat Heritage, C.O.G. Classics, LACAR SPORT & CLASSIC

Autor: Jan Fröhlich

Jan Fröhlich ist Redakteur beim Classic Trader Magazin und begeistert sich leidenschaftlich für klassische Fahrzeuge. Traum-Klassiker: Mercedes Benz 300 SL & Porsche 356 Eigener Klassiker: Velo Solex 3800 von 1968

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