Der wahre Star aus Mad Max – 1974 Ford Falcon V8 Police Interceptor

Mad Max 1974 Ford Falcon Police Interceptor(c)_Roman_Raetzke (11)

Wir befinden uns im Australien in einer nicht näher datierten nahen Zukunft. Motorisierte Banden beherrschen die Straßen, Morde und Überfälle auf offener Straße sind an der Tagesordnung. Die örtliche Polizei (MFP – Main Force Patrol), nicht minder brutal, führt einen beinahe aussichtslosen Krieg gegen Marodeure und Rockerbanden. Als Nightrider, das berüchtigte Oberhaupt der Höllenjockeys, aus dem Gefängnis ausbricht und auf seiner Flucht mit einem entwendeten V8-Polizeieinsatzfahrzeug eine Spur der Verwüstung hinterlässt, macht sich der Polizist Max Rockatansky an die Verfolgung.

Um die Verfolgung Stilgerecht und mit genügend Power aufzunehmen entwendet der von Mel Gibson gespielte Rockatansky den berühmten Ford Falcon XB „Pursuit Special“ V8 Police Interceptor. „The last V8“

Das originale Filmauto hatte kein Double

Im australischen Outback der Postapokalyse geht es ums nackte Überleben. Wer hier über die Runden kommen will, muss sich Respekt verschaffen und so entschied sich Regisseur Miller dafür, Max mit einem standesgemäßen Fahrzeug auszustatten. Das australische Ford Falcon GT Coupé war ein Ableger des Ford Mustang Mach 1 für den australischen Markt und war mit 5,7-Liter-V8, 9-Zoll-Hinterachse und Viergangschaltgetriebe schon ab Werk ganz gut ausgestattet. Allerdings brauchte es noch ein paar Extra-Zutaten, um dem Aussie-Muscle-Car einen endzeitlichen Charakter zu verpassen.

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So bedient sich Murray Smith, der damals die Filmautos aufbaut, einer Concorde-Frontmaske aus GFK, die Designer Peter Arcadipane damals für verschiedene Ford-Modelle anbietet. Errol Platt von Purvis Fibreglass Products steuerte indes Heck- und Dachspoiler bei. Der mächtige Kompressor sollte – so der Wunsch des Regisseurs – so weit wie möglich aus der Haube ragen und wurde schließlich stumpf auf dem Luftfiltergehäuse montiert. Er war nicht funktional und wurde von einem 12-Volt-Elektromotor betrieben. Das originale Filmauto gab es nur einmal, es wurde im ersten Teil sowie im Sequel „Mad Max 2 – der Vollstrecker“ eingesetzt, und wurde von den Filmemachern für die Fortsetzung zurückgekauft. Es steht heute in einem Museum in Florida.

Vom „Wasteland“ ins Alte Land bei Hamburg

Helge Thomsen, Fernsehmoderator, Petrolhead und Herausgeber des Magazins Motoraver, war zwölf Jahre alt, als der erste Mad-Max-Film in die Kinos kam. Seither hatte sich die Idee den „Last V8“ zu besitzen in sein Hirn gebrannt. Da es aber, nicht wie bei anderen Filmautos 20 Stück desgleichen gab, sondern nur den einen Police Interceptor und dieser in einem Museum stand, wurde das Verlangen nach dem Auto in die Ideenschublade gelegt und ruhte dort für einige Jahre. Bis es soweit war, mussten für den gelernten Grafikdesigner und Maschinenbauer mattschwarz gerollte Audi 80 und Ford Granada als Placebo Interceptoren herhalten.

Als plötzlich im Jahr 2007 ein australischer 74er Ford Falcon XB in Berlin zum Verkauf steht, ergreift Thomsen die Gelegenheit, seinen apokalyptischen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Bei der genaueren Inspektion fällt auf, dass dieser Wagen nicht nur das gleiche Modell ist, er hat auch wie der originale Wagen seine Erstzulassung in New South Wales. Es wurden dort nicht nur die beiden ersten Mad Max Filme gedreht, sondern auch der originale Wagen vor Ort gebraucht gekauft.

Wer schon mal versucht hat, ein Fahrzeug detailgetreu nachzubauen, weiß wieviel Zeit und Schweißblut in Recherche und Teilebeschaffung gehen. Erschwert wird dies natürlich, wenn es sich um ein Modell handelt, welches nur auf der anderen Seite der Welt verkauft wurde. Das wohl am schwersten aufzutreibende Teil war der Weiand 6-72 Supercharger. Gut Ding braucht Weile und so tauchte eines Tages ein passender Kompressor auf einer Internationalen Auktionsplattform auf. Gesehen, gekauft, verschifft. Nachdem er einige Monate im Regal lag, machte sich Helge Thomsen an das Fitting des Kompressors und der Motorhaube. Irgendetwas war aber komisch an der Halterung für den Charger auf dem Motor. Sie passten wie dafür gemacht. Ein kurzes Gespräch mit dem Verkäufer und alles war klar. Der Interceptor in Spee, der in Helges Garage stand war ursprünglich im Besitz des Supercharger-Verkäufers. Dieser hatte eine kleines Movie Equipment-Studio und wollte auch den Police Interceptor nachbauen. Zu viel Arbeit und Mangel an Zeit kippten aber das Projekt und er verkaufte den Wagen 1998 nach Deutschland.

Somit haben diese beiden seltenen Teile nach Jahren und nach Tausenden von Kilometern, wieder in Helges Garage zusammengefunden. Mehrere Jahre dauerte die Transformation zum Mad-Max-Movie-Fahrzeug. Das akkurate Bodykit inklusive Kotflügelverbreiterungen stammt von den Mad-Max-Spezialisten von www.madmaxcars.com aus Seattle, die für ihre Anbauten Maß am Originalfahrzeug nahmen. Nach dem Verkleben und Verspachteln der Karosserieteile erfolgte die Lackierung in mattem und glänzendem Schwarz („Black on Black“). Der Weiand 6-71 Supercharger mit dem Scott-Intake auf dem 351 cui 4V Cleveland-V8 ist ein Originalgehäuse und wie im Film „non-functional“, könnte aber elektrisch betrieben werden. Das Fahrwerk erhielt neue Buchsen und Stoßdämpfer, außerdem wurde der Hauptbremszylinder überholt.

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Ein weiteres Highlight ist der Auspuff. Zoomies mit elektronischer Klappensteuernung. Ein engagierter Sattler fertigte derweil anhand von Fotos das Interieur des Filmautos nach. Zur Krönung des Projekts erhielt der Wagen 2010 TÜV und das H-Kennzeichen und kann somit ohne Probleme auf deutschen Straßen bewegt werden.

Er ist einer von nur sehr wenigen nachgebauten Police Intereceptoren und sehr nahe am Originalfahrzeug. Mit Sicherheit können wir sagen, es ist der Einzige, der legal auf deutschen Straßen bewegt werden kann.


2021 wurde dieses besondere Exemplar erfolgreiche auf der Online Auktionsplattform Getyourclassic.com verkauft.

Mad Max 1974 Ford Falcon Police Interceptor Helge Thomsen


Fotos Get Your Classic / Roman Rätzke

Autor: Classic Trader

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