Dax und Monkey – Hondas kleine Renner

1968 ST 50 DAX

In Frankreich und England waren CZ und Z-Modelle schon Mitte der Sechzigerjahre präsent. Die »Bravo« und das Fernseh-Jugendprogramm „Hallo Freunde“ stellte Hondas Winzling zwar vor, aber eher konservativ als „Pfiffikus“. Der Durchbruch erfolgte hierzulande definitiv mit der ST 50 und 70 Dax: ein gelungenes Konzept, mit zwei Sitzplätzen und sportlicher Note.

Während die SS 50 als Nachfolger der C 110 schon im Herbst 1964 ihr Debüt gab, begann man bei Honda im Jahr 1968 an einem Prototyp einer größeren Version des Monkey-Minibikes. Die neue Version sollte auch für einen Zweipersonenbetrieb ausgelegt sein.

Außerdem wurde eine 70-cm³-Maschine gebaut, um die Wünsche der Kunden nach mehr Leistung in Bezug auf Geländefahrten und mehr Geschwindigkeit auf längeren Strecken zu erfüllen. Dazu wurde der neue 50-cm³-ohc-Motor von 39 auf 47 mm aufgebohrt – anders als das C 65-Aggregat, das mit 44-mm-Bohrung erst bei 10.000 Touren auf seine volle Leistung kam.

Der erste Prototyp, der entstand, war der ersten produzierten Serie, die 1969 auf den Markt kam, sehr ähnlich. Die Unterschiede bestanden nur in einem kleineren Scheinwerfer sowie einem kleinen, zunächst noch runden Tachometer.

Die Sitzbank, die klar für einen zweiten Mitfahrer konzipiert war, verfügte über ein Art Adapter, an dem der Auspuff befestigt war. Die Löcher in dem Hitzeschutz waren in einem waagerecht gestreiften Muster eingestanzt. Direkt an der Vordergabel befand sich das vordere Schutzblech. Seitliche Embleme gab es keine, stattdessen waren zwei aus Aluminium gepresste Honda-Logos direkt am Rahmen geschraubt – zwischen Vordergabel und Sitzbank.

Der Keihin-Rundschiebervergaser besaß einen größeren Durchlass als das Monkey-Bauteil, der Ansaugstutzen hatte – anders als an der SS 50, wo sich der Luftfilter im Rahmen verstecken musste und nicht in einer lustigen Zylinderdose mit Chromkappen saß – einem 90-Grad-Winkel.

Auch am Prototyp wurde auf einen Drehzahlmesser verzichtet. Wie schon an der Monkey Z 50 waren die beiden Lenkerhälften per Hartgummiknebel in V-förmigen Aussparungen der oberen Gabelbrücke fixiert – und im Nu geöffnet und nach unten geklappt, damit sich das Minibike problemlos in Kofferraum verstauen ließ oder auf den Rücksitz passte. Für den Export erhielt der Neuling den Beinamen Dax (abgeleitet von »Dachshund« = Dackel).

Seinen Namen bekam die ST 70 wegen ihrer lang gezogenen T-Form im Rahmen, dessen Heck auch den kleinen Tank verbarg – analog zur Super Cub unter der Sitzbank. Damit sah das gesamte Fahrwerk dem Körperbau dieser Hunderasse recht ähnlich. Das Modell ST 70 Z war mit dem üblichen fußgeschalteten Dreiganggetriebe, der automatischen Fliehkraftkupplung und einer sportlichen Nockenwelle ausgestattet.

Die Serienversionen erhielten einen größeren Scheinwerfer und einen dreieckigen Tachometer. Speziell für den US-Markt baute Honda im selben Jahr ein zweites Modell, das – basierend auf der ST 70 – Trail CT 70 genannt wurde. Dieses Modell wurde hauptsächlich zu dem Zweck gebaut, unbefestigte Landstraßen und raueres Gelände zu befahren.

Gleichzeitig produzierte Honda auch die Dax für den europäischen Markt – was sich freilich etwas hinzog, da in Europa jedes Land unterschiedliche Gesetzgebungen und Zulassungsvorschriften hatte.

1970 wurden die ersten europäischen Dax-Maschinen verkauft und trugen den Namen KI. Zunächst wurden die ST in Europa in zwei Versionen verkauft. Es gab neben der ST 70 – speziell für den deutschen Markt – ab 1973 eine gedrosselte 50-cm³- Version, die ST 50 GE (= General Export) genannt wurde.

1969 ST 70 DAX

Die ST 50 wurde damit als Mokick mit Versicherungsschild, die ST 70 als Motorrad (ab 18 Jahre war sie nur mit dem damaligen Führerschein Klasse 1 zu erwerben) vertrieben. Diese Version lief offiziell nur 40 km/h, hatte als Drossel ein Schwungrad mit Fliehkraftverstellung der Zündung, einen kleineren Vergaser und einen Zylinderkopf mit einem kleineren Einlass, aber noch immer Seriennockenwelle.

Neben der üblichen ST 70 produzierte Honda eine spezielle Ausgabe, die »White Dax« oder »Lady Dax« genannt wurde. Sie war weiß mit weißen, schwarzen und grünen Aufklebern sowie einer Sitzbank, die oben ein grünes Blumenmuster besaß. Dieses Modell gehört – wie übrigens auch die US-Variante CT 70 mit Handkupplung und Vierganggetriebe – heute zu den gefragten Varianten und ist nur noch selten im Originalzustand zu finden.

1972 hatte die ST 90 einen kurzen Auftritt auf dem Markt. Sie war der große Bruder der Dax und wurde deshalb auch »Mighty Dax« genannt – was hervorragend in die neue US-Werbestrategie »From Mighty to Mini. We have it all« passte. Als Antrieb hatte Honda – um die CT 90-Trailserie zu verfeinern, die sich für leichtes Gelände prächtig verkaufen ließ – den 90-cm³-Motor eingesetzt. Ihre 14-Zoll-Räder brachten der ST 90 den Spitznamen »Fetter Harry« ein – sie wurde leider nur in den USA angeboten und war auch dort nur drei Jahre im Verkaufsprogramm.

In Großbritannien hingegen wurde auch eine Version in Candy-Braun mit gelb-schwarz-weißem Streifendekor angeboten. Auf die letzten ST 50- und ST 70-Modelle für Europa folgte die CY 50 (internationale Bezeichnung: »Naughty Dax«), ein anderes Fahrzeugkonzept mit aufrecht stehendem Zylinderkopf, Kunststoffschutzblechen, dickeren Reifen – damit sollte der Nachfolger salzwassertauglich und am Strand nutzbar sein.

Für die USA allerdings produzierte Honda die CT 70 weiter. Sie war bereits 1972 mit einer hydraulischen Frontgabel (Version KI) ausgestattet. In jedem Modelljahrgang gab es kleine Veränderungen: ein einzeln stehender Tachometer, verschiedene Rücklichter, Schutzbleche aus Plastik, unterschiedliches Dekor, einen schwarzen Auspuff sowie andere Hitzeschutzbleche.

1973 beendete Honda die Produktion der CT 70 KII (H-Serie) mit Handkupplung und Vierganggetriebe, bot aber weiterhin die Dreiganghalbautomatik-Variante der CT 70 an.

Mehr zur Historie der kleinen Honda-Modelle in:

Gerfried Vogt-Möbs, Little Honda – Die legendären Kleinmotorräder Super Cub, Dax, Monkey
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-667-11678-9
Delius Klasing

Text Delius Klasing Fotos Honda Motor Company

Autor: Lennart Klein

Lennart Klein ist Redakteur beim Classic Trader Magazin. Seine Begeisterung gilt zwei- und vierrädrigen Klassikern gleichermaßen. Traum-Klassiker: Alfa Romeo GT 1300 Junior & Mercedes-Benz 600.

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