Das Ende von Holden – In Down Under gehen die Lichter aus

1963 Holden Ute

Per Pressemitteilung verkündet General Motors das Ende der australischen Automarke Holden. Auch wenn sich der Abstieg schon lange und deutlich abzeichnete, wurde jetzt besiegelt, dass 2021 das letzte Auto aus dem GM-Konzern das Holden-Logo auf dem Kühler tragen soll.

Für aufmerksame Beobachter der australischen Automobilproduktion kommt der aktuelle Schritt nicht überraschend, für viele war es vielleicht auch nur eine Frage der Zeit. 2017 schloss bereits die letzte Holden-Fabrik in Elizabeth, einer Vorstadt von Adelaide. Aber auch schon zu diesem Zeitpunkt war von „Australia’s own car“ ziemlich wenig übrig.

Es gehört gefühlt irgendwie zum Selbstverständnis eines Staates, eigene Autos bauen zu können und weder in der Masse noch bei staatlichen Repräsentationsfahrzeugen auf Fremdfabrikate setzen zu müssen. Aktuell denke man da an das türkische Elektro-SUV TOGG oder der Aurus Senat, der russischen Präsidenten und Oligarchen den angemessenen Auftritt sichern soll.

Holden Werbung 1948

Abwechslungsreiche Historie von Holden

Als die Firma 1856 gegründet wurde, war man vom eigenen Auto noch ein gutes Stück entfernt. Zunächst startete man als Sattlerei, erst ab 1908 ging es Richtung Karosserie und Automobilen. 1931 wurde man bereits von General Motors übernommen, die Depression hatte Holden arg zugesetzt.

Das erste „echt australische“ Auto lief 1948 vom Band. Wobei als Basis ein Chevrolet-Modell diente, das vor dem Krieg entwickelt wurde, aber nie zur Marktreife gelangte. Dieses Modell und die meisten ihrer Nachfolger sollten fortan dazu beitragen, dass Holden mit Abstand die Nummer 1 auf dem Automarkt in Australien Neuseeland werden sollte, teilweise mit mehr als 50 Prozent Marktanteil. Vor allem robuste Pickup Ute sorgte für gute Verkäufe.

Ohnehin schien es der Marke zu gelingen, den Geschmack der Kundschaft zu treffen, indem sie oft einfach den GM-Modellen stärkere Motoren verpasste. In Australien ging es seinerzeit nicht so streng mit Abgas- und Geschwindigkeitsvorschriften zu.

Bis in 90er hinein lief es ausgesprochen gut, auch mit zugekauften Modellen. Aber spätestens in den 2000ern war der Abstieg klar zu sehen. Kaum Innovationen, ein kleiner, unprofitabler Markt; eine Kundschaft, die sich immer stärker anderen Marken zugezogen fühlte und schlussendlich eine Konzernzentrale in Detroit, die Ergebnisse sehen möchte.

Nach Jahren in den roten Zahlen hatte GM nun genug. Wie Vorstandsvorsitzende Mary Barra sagt, konzentriere man sich nun auf die Marken „wo wir die richtige Strategie für gute Gewinne haben“. Nach dem Verkauf von Opel an den PSA-Konzern trennt sich GM somit der zweiten unprofitablen Marke. Wobei der Blitz weiter aktuelle Autos ziert, vom Holden-Logo muss man sich spätestens 2021 komplett verabschieden.


Fotos General Motors Company

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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