CT Analytics | Die beliebtesten Autos aus der Motorsport-Homologation

Zum Einsatz im Rennsport müssen Hersteller eine gewisse Anzahl von Straßenversionen der Autos zur sogenannten Homologation produzieren. Diese Homologationsfahrzeuge sind entsprechend selten und begehrt. Als Neufahrzeuge waren sie der Trumpf in jedem Autoquartett und auch heute als Klassiker brechen viele Modelle Rekorde – allerdings nicht mehr auf der Strecke, sondern beim Preis. Diese zehn Homologationsfahrzeuge wurden im Jahr 2020 am häufigsten bei Classic Trader aufgerufen.

Platz 1 | BMW M1 – 29,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation BMW M1 E26 (41)

In den 70er-Jahren ist BMW nicht unerfolgreich im Tourenwagensport. Für die ganz großen Siege ist der 3.0 CSL aber etwas zu betagt. Also entscheidet man sich für ein ganz neues, zeitgemäßes Fahrzeug mit Sieger-Gen. Inspiration findet man im Prototyp BMW Turbo (E25), den der damalige Chefdesigner Paul Bracq noch entwarf. BMW Motorsport Direktor Jochen Neerpasch sorgte beim M1 für Leistung und Performance, das Designbüro Italdesign von Giorgio Giugiaro verpasste der Karosserie einen neuen, serientauglichen Schliff.

Nur 460 Exemplare des BMW M1, Baureihe E26, wurden zwischen 1978 und 1981 gebaut. Neu kostete das Fahrzeug etwas 100.000 DM, heute geht die Reise etwa bei 500.000 EUR los.


Platz 2 | BMW 3.0 CSL – 21,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation BMW 3.0 CSL E9 (37)

Auf Platz zwei der am häufigsten bei Classic Trader aufgerufenen Homologationsfahrzeuge landet der Vorgänger des M1, der BMW 3.0 CSL, Baureihe E9. Ab 1971 wurden die E9-Coupés in Zusammenarbeit mit Alpina für den Tourenwagenrennsport umgebaut. Das L in CSL steht wenig überraschend für Leichtbau. Die ersten Modelle drehten auch nicht an der Leistungsschraube, sondern sparten vor allem am Gewicht.

Am bekanntesten unter den verschiedenen Ausbaustufen des BMW 3.0 CSL ist gewiss die letzte, die aufgrund des ausladenden Aerodynamikpaket den Beinamen „Batmobil“ verpasst bekam.


Platz 3 | Alfa Romeo Giulia Sprint GTA – 11,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Alfa Romeo Giulia Sprint GTA (16)

Die Alfa Romeo Giulia besticht auch schon in der Serienversion ohnehin durch ein gewisses Maß an Sportlichkeit. In der Rennversion GTA wird der Alfa zum kompromisslosen Kraftprotz.

Die bei Alfa für den Motorsport zuständige Firma Autodelta war für die offiziellen Umbauten verantwortlich. Auch hier ging es hauptsächlich um Gewichtsreduktion. Aber auch aus dem Saugmotor wurde versucht, das Maximum an Leistung herauszuholen.


Platz 4 | Ford Escort RS 2000 – 9,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Ford Escort RS 2000 (34)

1973 wurde aus dem recht biederen Ford Escort der ersten Generation – die mit der „Hundeknochen“-Front – ein Sportler. Der Ford Escort RS 2000 sollte gegen unter anderem gegen die Alfa Romeo Giulia und den BMW 02er antreten.

Das RS steht für Rennsport und diese Wurzel sollten auch nach außen sichtbar sein: Mit Kotflügelverbreiterungen, breite Zierstreifen, tiefer gelegte Karosserie und Stahl-Sportfelgen im 13-Zoll-Format wollte der Kölner bei sportiv angehauchten Fahrer*innen punkten.

Tatsächlich konnte der Escort beim Antritt den 02er BMW stehen lassen, und sich Platz vier bei den beliebtesten Homologationsfahrzeugen sichern.


Platz 5 | Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II – 7,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II (6)

Der 190er Mercedes-Benz der Baureihe war zwischen 1982 und 1993 im Daimler-Portfolio. Als neu eingeführte kleinste Klasse bekam er den wenig schmeichelhaften Spitznamen Baby-Benz verpasst. Dass das Baby aber auch Pfeffer im Hintern haben kann, zeigte sich 1989 mit dem Evo I und 1990 mit dem Evo II, oder ganz ausgeschrieben mit dem Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution II.

Jeweils 502 Exemplare wurden zur Homologation für den Tourenwagen-Rennsport auf die Straße gebracht. Laut heutigem Marktwert hat jedoch der Evo II die Nase deutlich vorn. Mit den 235 PS/173 kW gehört er nicht zu den Supersportlern, aber mit den ausgestellten Radkästen und dem ausladenden Heckflügel macht er zumindest auf ganz dicke Hose.


Platz 6 | Lancia Stratos HF Stradale – 6,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Lancia Stratos HF Stradale (14)

Der ungekrönte König aller „hätte ich damals doch bloß“-Autos. Als Anfang der 70er bei Bertone der Lancia Stratos HF Stradale zur Rallye-Homologation gefertigt wurde, verkaufte sich das Auto mit der markanten Keilform schleppend. Die letzten Exemplare des Lancia Stratos wurden nahezu verramscht. Heute muss man mindestens 300.000 EUR auf den Tisch legen, um den Rallye-Veteran sein Eigen nennen zu können.

Die Rallye-Erfolgen des kompakt-knackigen mögen dazu beitragen haben, dass der Lancia erst später den verdienten Ruhm am Verkaufstresen erfuhr. Vielleicht war aber die Zeit aber einfach noch nicht reif für Bertones Lancia.


Platz 7 | Audi Sport quattro – 5,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Audi Sport quattro (54)

Bereits 1984 als Neuwagen war der Audi Sport quattro ein begehrtes Fahrzeug. Nur 220 Exemplare wurden für die benötigte FIA-Homologation der Gruppe B gebaut. Auch durch die Erfolge auf der Rallyestrecke durch Stig Blomqvist, Hannu Mikkola und Walter Röhrl war der Sport quattro ein gefragtes Modell, trotz des Listenpreises von anfangs 195.000 DM, ab 1985 203.850 DM. Damit war der Sport quattro der teuerste Serien-Sportwagen aus deutscher Produktion – etwa doppelt so teuer wie ein damals durchaus exklusiver Porsche 930 Turbo.

2019 wurde ein Sport quattro über Classic Trader für 425.000 EUR verkauft, ein Spitzenwert auf dem freien Markt.


Platz 8 | Renault R 5 Turbo 2 – 4,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Renault R 5 Turbo 2 (21)

Sämtliche Autos, die zur Homologation von Serienversionen abgeleitet wurden, wirken nicht selten wie der eine Zwilling, der es im Kraftraum etwas übertrieben hat. Der Renault R 5 Turbo 2 hat allerdings mit dem Serien-R 5, dem „kleinen Freund“, soviel gemein wie Danny DeVito mit Arnold Schwarzenegger im Film Twins.

Der Turbo-aufgeladene Vierzylinder wurde längs als Mittelmotor verbaut, die Rückbank musste dafür weichen. Ausladende Luftein- und Auslässe an den hinteren Radkästen verpassten dem R 5 den Beinnamen Backenturbo.

Mit dem R 5 Turbo erreichte Renault die Homologation für die berüchtigte Rallye Gruppe B. Das Konzept vom aufgerüsteten Kompakt- oder Kleinwagen war auch ein probates Mittel, allerdings verhinderte unter anderem der fehlende Allradantrieb größere Sprünge.


Platz 9 | Ford Capri RS 2600 – 4,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Ford Capri RS 2600 (58)

Opel Manta oder Ford Capri ist eine Grundsatzentscheidung. Welcher der heißeste Capri ist, den Ford auf die Straße brachte, ist aber ziemlich unbestritten. Die Formen sollten schon immer Sportlichkeit vermitteln, die Leistung unter der langen Haube konnte da nicht immer Schritt halten.

Mit dem Ford Capri RS 2600 kam 1970 ein richtiger Sportwagen, man könnte fast Muscle Car sagen, auf den Markt. Für den Hausgebrauch vielleicht etwas drüber, aber eine treue Anhängerschaft gab es immer – bis heute.


Platz 10 | Lancia Delta HF Integrale Evoluzione II – 3,0% aller Seitenaufrufe

Top Ten Homologation Lancia Delta HF Integrale Evoluzione II (65)

Überraschend weit hinten findet sich der Lancia Delta HF Evoluzione II in den Top Ten der beliebtesten Autos, die zur Homologation herausgebracht wurden. Schließlich ist der Lancia Delta mit sechs Marken-WM-Titeln das erfolgreichste Rallye-Auto.

Der Ruhm der mit dem Branding von Sponsor Martini versehenen Rennwagen färbte auch auf die zivilen Varianten ab. Dennoch reicht es nur für den zehnten Platz bei den Suchanfragen bei Classic Trader.


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Fotos BMW AG, Daimler AG, FCA Germany AG, Kirill Kirsanov

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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