Because Racing – Renn-Tuning bei Oldtimern

Die Oldtimer-Szene teilt sich mitunter strikt in Anhänger der Originalität und die der Umbauten. Wie es oft bei klaren Fronten ist, steht man sich unversöhnlich gegenüber. Aber zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine Menge Spielraum, in dem man beim Renn-Tuning bei Oldtimern ein Fahrzeug nach seinen Wünschen gestalten kann.

Die Automobilgeschichte ist voll von Beispielen, wo sich das Antlitz eines Fahrzeugs je nach persönlicher Vorliebe und Einsatzzweck wandeln kann. Exemplarisch seien an dieser Stelle drei Modelle genannt, die mal bieder, mal elegant, aber auch sportlich und aggressiv daherkommen können, ohne dass man das Auto auf links drehen muss.

Lancia Fulvia – Von der Riviera nach Monte Carlo

Renn-Tuning bei Oldtimern Lancia Fulvia (26)

Lancia zeichnete sich vor allem als die elegantere italienische Marke aus, gerade im Vergleich zu den sportiven Alfa Romeos. Wobei ein gewisses Temperament den Fulvias, Flavias, Betas und gar Deltas auch ab Werk nicht abzusprechen ist.

Aber auch beim Renn-Tuning bei Oldtimern gilt, ein bisschen mehr geht immer. Und so genügen ein paar Veränderungen nach eigenen Vorstellungen, um dem Fahrzeug ein neues Antlitz zu geben, was mehr nach Rallye Monte Carlo als nach Boulevard aussieht.

Die Rennsportgene des MGA

Renn-Tuning bei Oldtimern MGA (11)

Ein Fahrzeug, was viele Facetten aufzeigt, ist der MGA. Die British Motor Corporation (BMC) fertigte zwischen 1955 und 1962 über 100.000 MGAs. Verschiedene Motorvarianten (1500, 1600 und TwinCam) sowie Karosserieformen (Roadster und Coupé) wurden angeboten. Typisch für die 50er und 60er Jahre wurde der kleine Flitzer mit viel Chrom-Applikationen und jeder Menge Zubehör ausgeliefert. Ganz objektiv betrachtet, spricht auch nichts gegen Chromeinsatz an verschiedenen Stellen und die damit einhergehende elegante Variante, es gibt aber auch diejenigen, die beim Anblick eines MGA an eine Landpartie durch Cornwall mit Picknickkorb im Handgepäck denken, sondern an Le Mans. Der erste MGA wurde schließlich 1955 bei den 24 Stunden von Le Mans eingesetzt, natürlich ohne Firlefanz, sondern ganz puristisch und gewichtsreduziert. Diese verblichenen Schwarz-Weiß-Bilder sind auch Vorbild für viele Bastler, die sich beim Renn-Tuning bei Oldtimern den MGA in diese Richtung umbauen möchten. Natürlich kann das über eine Leistungssteigerung des Motors erfolgen, die anfänglich 50 PS zeugen nun wahrlich nicht von Racing-Genen. Aber darum soll es an dieser Stelle gar nicht gehen. Es geht mehr um die kleinen Dinge, die die Veränderung herbeiführen. Wie wäre es einfach mal, sich von unnötigem Ballast zu trennen. Einfach mal die Stoßstange und weiteren Chrom-Zierrat abmontieren und die hohe Windschutzscheibe durch eine niedrigere ersetzen und schon ergibt sich ein ganz anderer Auftritt. Die Ausgangslage für eine individuelle Modifikation beim MGA ist günstig, es gibt genügend Fahrzeuge auf dem Markt und die Ersatzteil- und Zubehörversorgung ist gut.

Renn-Tuning bei Oldtimern MGA (25)

Das zweite Gesicht der Pagode

Renn-Tuning bei Oldtimern Mercedes-Benz SL Pagode (1)

Noch viel eleganter und edler – Freunde des britischen Roadsters mögen mir verzeihen – ist der Mercedes- Benz SL der Baureihe W113. Der als Pagode bekannt gewordene Roadster aus der feinen Feder von Paul Bracq besticht durch sachliche Linienführung und unaufdringliche Eleganz. Er kann aber auch ganz anders, wie man bei der Passione Caracciola sehen konnte. Mechatronik ging mit einer Rallye-Pagode an den Start, die einen gänzlich anderen Eindruck vermittelte. Fest installiertes Hardtop, Rennkäfig, Schalensitze, vergitterte Scheinwerfer, Zusatzbeleuchtung für den Nachteinsatz und allerlei Aufkleber und Plaketten zeugen von regelmäßigem Renn- und Rallyeeinsatz. Auch wenn das gedrungene Erscheinen, der Sturz der Reifen und der satte Sound anderes vermuten lassen, unter der Haube arbeitet gewissenhaft der originale Reihensechszylinder. Auch wenn man so den anderen Pagoden im Teilnehmerfeld nicht zwangsläufig davonfahren kann, hebt man sich schon deutlich vom konventionellen Bild ab.

Renn-Tuning bei Oldtimern – Fazit

Die drei genannten Beispiele sollen nicht zum wilden Umbauen animieren, aber durchaus etwas mehr zu einem kreativen Blick auf das Wunschfahrzeug. Wenn man sich im Geiste der Zeit bewegt und dem Fahrzeug kein Unrecht antut, sei es jeder und jedem freigestellt, welche Facette des Fahrzeugs sie oder er betonen möchte. Sei es glänzender Chrom oder matter Stahl. Nur Mut!

Renn-Tuning bei Oldtimern Mercedes-Benz SL Pagode (3)


Fotos Alex Berlinetta/Carphiles, Daimler AG, Fiat Chrysler Automobiles, Pasany Photography by Anita Pasuljanovic, Classic Trader

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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