Alfa Romeo Tipo 33 – Schönheit und Kraft

Alfa Romeo Tipo 33 Stradale Totale 1

Die Präsentation des Alfa Romeo Tipo 33 vor 50 Jahren war ein Paukenschlag. Betörender Sound, unbändige Kraft und sinnliche Formen: die Journalisten bei der ersten Vorpräsentation auf der Rennstrecke ließen ihre Objektivität sausen und bei der richtigen Vorstellung bei der Automobilausstellung in Turin im September 1967 sah auch das breite Publikum, welch Meisterwerk Alfa Romeo auf die Beine gestellt hatte.

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Alfa Romeo Tipo 33 – Aufbruch in eine neue Zeit

Alfa Romeo befand sich Anfang der 60er Jahre im Aufbruch. Dem Unternehmen ging es wirtschaftlich gut, die Giulietta, das erste Großserienmodell der Marke, spült ordentlich Geld in die Kassen. Präsident Giuseppe Luraghi, ein ausgewiesener Motorsportfan, hält die Zeit für reif, den Namen Alfa Romeo wieder auf die Rennstrecken zu bringen und an die große Ära der gewonnenen Formel-1-Weltmeisterschaften von 1950 und 1951 anzuknüpfen. Mit der Giulia GTA und TZ konnte man schon beachtliche Siege im Tourenwagen-Segment einfahren. Um weltweit die größeren Schlagzeilen zu besetzen, musste allerdings der Sprung in höhere Motorsport-Ligen her.

Damit man sich auf den Langstreckenrennen mit Porsche und Ferrari messen konnte, musste zunächst ein Sportprototyp auf die Beine gestellt werden. Und so gingen die Entwicklung des Rennwagens und des Straßenversion Hand in Hand. Technikchef Orazio Satta Puliga und Chefdesigner Giuseppe Busso begannen 1965, einen ersten Prototypen zu entwickeln, zunächst noch mit dem 1,6 Liter-Vierzylinder aus der Giulia TZ. Die Konstruktion eines geeigneten Rennmotors wurde Carlo Chiti und seiner Firma Autodelta angetragen. Dieser Griff die Idee eines V8 auf und baute einen 2 Liter-Achtzylinder mit Doppelzündung, zwei Verteilern, vier Zündspulen, mechanischer Benzineinspritzung und vier obenliegenden, von einer Kombination aus Kette und Zahnrädern angetriebene Nockenwellen.

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Alfa Romeo Tipo 33 Stradale – Rennsport für die Straße

Auf diese Basis sollte der frühere Bertone-Designer Franco Scaglione ein straßenzulassungsfähiges Coupé bauen, das mindestens 95 Prozent der Rennsportleistung bringen sollte. Er behielt die H-Struktur des Rahmens mit integrierten Tanks in den seitlichen Rohren und das Mittelmotor-Konzept bei. Der Radstand wurde um zehn Zentimeter verlängert, um Fahrer und Beifahrer mehr Komfort zu bieten. Der Motor leistete nun 230 PS und hatte bei einem Leergewicht von nur 700 Kilogramm leichtes Spiel, den Alfa Romeo Tipo 33 auf 260 Km/h zu beschleunigen. Dazu diese Erscheinung mit den eleganten Linien, die ausgewogenen sportlichen Proportionen und außergewöhnliche Details, wie die nach oben öffnenden, weit gläsern ins Dach hineinreichenden Schmetterlingstüren begeisterten Betrachter damals wie heute, wie man bei Auszeichnungen in Pebble Beach sehen kann.

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Nur 18 Chassis wurden mit der Scaglione-Karosserie gebaut. Der Schätzpreis heute liegt bei circa zehn Millionen Euro, wenn überhaupt eines dieser Modelle jemals auf den Markt kommen sollte. Sechs Fahrgestelle gingen an die großen italienischen Karosseriewerkstätten, die auf dieser Basis Showcars bauten. Nuccio Bertone begann 1968 auf dem Turiner Autosalon 1968 mit dem Carabo. Pininfarina zog mit dem Roadster P33 nach, Giorgetto Giugiaro zeigte den Iguana. Pininfarina präsentierte 1969 in Paris den 33/2 Coupé Speciale und legte auf der Motorshow in Brüssel 1971 mit dem Cuneo noch einen drauf. Konkurrent Bertone setzte auf Automobilsalon Genf 1976 mit dem Navajo den Schlusspunkt.

Alfa Romeo Tipo 33 – Rennsport pur

Bei der kürzeren Rennsport-Version setzte Alfa auf eine Spider-Karosserie mit einem markanten Lufteinlass hinter dem offenen Cockpit, was ihm den Beinamen Peroscopica einbrachte. Die Leistung stieg auf 270 PS, was ihm den ersten Sieg im März 1967 bei einem Bergrennen im belgischen Fléron einbrachte, und noch viel wichtiger, einen Dreifachsieg bei den 24 Stunden von Daytona 1968. Dieser Nachfolger, der Tipo 33/2 gewann nun regelmäßig in der Klasse bis 2 Liter Hubraum gegen Gegner wie den Ferrari Dino 206, den Porsche 906 und den Lotus 47. Je nach Streckencharakteristik setzt Alfa Romeo den Tipo T 33/2 mit unterschiedlichen Karosserievarianten ein, darunter eine auf höhere Endgeschwindigkeit optimierte Langheck-Version. Versuchsweise wurde außerdem ein 2,5-Liter-V8-Motor verwendet.

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Alfa Romeo Tipo 33 – Große Wirkung aus kleiner Stückzahl

Trotz der geringen Stückzahl gilt der Alfa Romeo Tipo 33 als eines der Aushängeschilder und wichtigsten Modelle der Marke. Die Erfolge auf der Rennstrecke sorgten für ein neues Selbstbewusstsein und einen Image-Schub. Die Eleganz und Kraft des Stradale zog Prominente wie Ski-Olympiasieger Jean-Claude Killy und der iranischen Schah in den Bann, im Kinofilm „Un bellissimo Novembre“ verdrehte er gar Gina Lollobrigida den Kopf. Und wer heute eine Modell im Alfa Romeo Museum in Arese oder den Concours d’Elegance weltweit sehen kann, wird sich der Wirkung dieses Fahrzeugs kaum entziehen können und kann eingefleischte Alfisti verstehen, die den Alfa Romeo Tipo 33 als das schönste Coupé aller Zeiten bezeichnen.

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Fotos Fiat Chrysler Automobiles N.V.

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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