Alfa Romeo 164 – Klare Kante

Alfa Romeo 164 Turbo Totale Heck

Jedes Jahr werden neue Fahrzeuge H-Kennzeichen-fähig, seit 2017 gehört der Alfa Romeo 164 auch dazu. Zumindest die ersten Exemplare, denn die italienische Limousine wurde erstmals 1987 bei der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt am Main präsentiert. Dort stellte der Alfa die kantige und sportliche Alternative in der oberen Mittelklasse und Oberklasse dar.

Alfa Romeo 164 – Codename Alberto

Unter dem Codenamen Alberto beginnt die Entwicklungsphase des Alfa Romeo 164. Er setzt sich aus den Teilen Alfa Romeo (Al), Berlina (Ber, italienisch für Limousine) und Torino (To, italienischer Name für Turin) zusammen. Alfa Romeo gehörte seit 1986 zum Fiat-Konzern und so standen die Themen Synergien und Kosteneffizienz ganz oben auf dem Anforderungsprofil. Zum einen sollte das Marken-Portfolio gestrafft und modernisiert werden und der 164 strenggenommen zwei bisherige Modelle ersetzen, den seit 1979 gebauten Alfa 6 und den seit 1984 gebauten Alfa Romeo 90. Zum anderen setzte man stark auf die Plattform-Strategie, also die Verwendung eines gemeinsamen Chassis für mehrere Modelle aus demselben Konzern. In diesem Fall holte man sogar Saab mit ins Boot, sodass mit dem Chassis „Tipo 4“ nicht nur der Alfa, sondern auch der Fiat Croma, der Lancia Thema und der Saab 9000 liefen.

Alfa Romeo 164 3.0 Heck Alfa Romeo 164 3.0 Totale Heck

Alfa Romeo 164 – Eigenständigkeit trotz gleicher Basis

Dass die Gemeinsamkeiten in der Entwicklung nicht zu einem Einheitsbrei führten, lag daran, dass alle Hersteller ihre ganz eigene Karosserieform für ihre jeweilige Marke fanden. Bei Fiat, Lancia und Saab vertraute man kurioserweise auf denselben Partner, Giugaros Firma Italjet. Für Alfa Romeo entwarf Pininfarina die Karosserie. Und dieser brach mit seiner Formensprache mit den bisherigen Alfa-Linien. Statt sinnlicher Rundungen überwiegen strenge Gradlinigkeit, glatte Flächen und horizontale Linien, man denke nur auf die Sicke, die sich über die gesamte Seite zieht und in das Band für Heckleuchten und Blinker übergeht. Die Sachlichkeit spiegelt auch den Zeitgeist Ende der 80er und Anfang der 90er wider. Die rundum laufende Schutzbeplankung aus Kunststoff wurde als Stilelement in mehreren Autos seiner Zeit angewendet, der Mercedes-Benz W124 ist ein weiterer prominenter Vertreter. Erst ab den zweiten Facelift 1993 wurden die Stoßfänger in der Wagenfarbe lackiert angeboten.

Alfa Romeo 164 Interieur Alfa Romeo 164 Silber Totale

Bei den Motoren fährt Alfa Romeo mehrgleisig. Ein Zweiliter-Vierzylinder ist eine eigene Entwicklung, ein zweiter mit Turboaufladung stammt aus dem Hause Lancia. Die Motoren leisten 143 PS mit Katalysator und 148 PS ohne; der Turbomotor kommt auf 175 PS. Beide Motorvarianten lagen noch innerhalb der in Italien steuerlich günstigeren Klasse unter zwei Litern Hubraum. Glanzstück der Motorenpalette aber ist ein in V-Form angeordneter Sechszylinder. Glanzstück ist in diesem Fall wörtlich zu verstehen, die sechs verchromten Ansaugrohre des quer eingebauten V6-Motors machen unter der Haube einiges her. Das Motorenangebot rundete ein 2.5 Liter Turbodiesel mit 114 PS ab.

Alfa Romeo 164 Motor V6

Drei Facelifts für den Alfa Romeo 164

In den Jahren 1991, 1993 und 1994 unterzieht sich der Alfa Romeo 164 drei Facelifts. Diese umfassten zunächst einige technische Veränderungen, wie die ab 1991 tiefere und somit für die Antriebswellen kinetisch bessere Einbauposition des Motors sowie eine Überarbeitung der Lenkung. Änderungen finden aber natürlich auch optisch innen wie außen statt. Ab 1993 kann optional die Ausstattungslinie Super bestellt werden, ab 1994 sind alle Modelle mit der Super-Ausstattung versehen. Äußerlich zu erkennen sind diese Modelle an Änderungen an Frontspoiler, Heckschürze, Seitenschweller und den seitlichen, jetzt glattflächigen Schutzleisten in Wagenfarbe. Im Interieur wird die komplette Bordelektronik modernisiert. Die Motorenpalette wird ebenfalls weiterentwickelt und verbessert. Am deutlichsten werden die Änderungen an der Spitze, die Leistung des Alfa Romeo 164 3.0 V6 24V Quadrifoglio steigt nun auf 232 PS. Mit 245 km/h ist er das bis dahin schnellste Serienauto von Alfa. Ende 1993 wird diese Motorvariante zusätzlich mit dem Q4 genannten Allradantrieb und Sechsganggetriebe angeboten.

Der letzte Alfa Romeo 164 rollt Ende Juni 1997 im Werk Arese vom Band. Die gesamte Produktion erreicht innerhalb eines Jahrzehnts fast 270.000 Fahrzeuge. Davon sollten noch etliche auf dem Markt erhalten sein. Auch dank des verbesserten Rostschutzes durch Galvanisierung und Hohlraumversiegelung und die erstmals zur Fertigung eingesetzten Roboter. Was bei Produktionsbeginn galt, hat auch heute Bestand: Der Alfa Romeo 164 ist auch im Old- und Youngtimersegment eine Alternative in der oberen Mittelklasse, teilweise noch zu günstigen Einstiegskonditionen.


Fotos Fiat Chrysler Automobiles N.V.

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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