AC Classics im Classic Trader Händlerportrait
In den Classic Trader Händlerportraits stellen wir Ihnen regelmäßig ausgewählte Oldtimer-Händler vor, die unser aus 15 Fragen bestehendes Interview beantworten.
15 Fragen an Stephan Voigt von AC Classics
Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen kurz vor. Was ist das Spezialgebiet Ihres Unternehmens?
AC Classics entstand vor fünf Jahren in Aachen, daher auch das Kürzel AC. Vor drei Jahren sind wir aus familiären Gründen und einem notorischen Platzproblem für die Oldtimer aufs Land gezogen und leben und arbeiten in einem großen rheinischen Vierkanthof. Alles ist so geblieben wie es war, die Familie und natürlich auch das Platzproblem.
Wir handeln mit allem, was mit dem Automobil zu tun hat, Oldtimer, Ersatzteile und auch Automobilia aller Art, und manchmal auch mit Zweirädern. Seit einiger Zeit beschäftigen wir uns auch mit Sammlungsauflösungen, ein spannendes Thema.
Das erste Geschäft mit Autos eröffnete ich im Alter von 23 Jahren. Schon damals handelte ich überwiegend mit Oldtimern und exotischen Fahrzeugen.
Wann sind Sie dem „Virus“ klassischer Fahrzeuge verfallen? Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrer Kindheit / Jugend, das Sie zum Oldtimer-Enthusiasten gemacht hat?
Das liegt ganz klar in der Familie und wurde in den Genen mit vererbt. Laut Ahnenforschung war mein Großvater, den ich nie kennenlernte, in der damaligen Zeit ein Opel-Händler. Mein älterer Bruder ist auch seit seiner Jugend dem Automobil verbunden und kaufte schon immer alle möglichen Auto- und Oldtimerzeitschriften. Da ich sie alle als Kind schon gelesen habe, bin ich heute so etwas wie ein wandelndes Automobil-Lexikon.
So gibt es unzählige Geschichten, die mir den Weg zu meiner automobilen Begeisterung geebnet haben. Um zwei zu nennen, als Grundschüler hatte ich des Öfteren die Gelegenheit im Porsche 911 des Vaters meiner Schulfreundin Steffi mitzufahren. Mein erstes Auto wiederum, ein BMW 1502, kaufte ich als ich gerade 17 Jahre alt war und möbelte ihn etwas auf, um gleich mit dem Führerschein zum 18. Geburtstag durchzustarten.
Was mögen Sie an Ihrem Job am meisten – was am wenigsten?
Ich mache den Job, weil es mir Spaß macht und es meine Passion ist, da gibt es eigentlich nicht mehr zu sagen. Das Leben hat mich auch gelehrt, das alte Sprichwort “Ein Schuster soll bei seinen Rappen bleiben” zu befolgen.
Welche Marke(n) hat / haben es Ihnen angetan? Welches sind Ihre drei Lieblingsklassiker und warum?
Markenaffin bin ich eigentlich nicht. Da aber mein erstes Auto ein BMW war, hängt das Herz schon etwas in diese Richtung, zumindest bei Oldtimern.
Als Limousine würde ich immer einen BMW E3 wählen, sportlich, ausreichend Platz, schrille Farben und wilde Erinnerungen.
Als Sportwagen geht nichts über einen TVR, egal ob 6- oder 8-Zylinder: laut, schnell, brutal und bezahlbar.
Was war das außergewöhnlichste Fahrzeug, mit dem Sie es bisher zu tun hatten?
Seit jeher habe ich ein Faible für ausgefallene Fahrzeuge. Als 19-Jähriger habe ich einen Chevrolet Corvair besessen. Es folgten unzählige skurrile Modelle, diverse Hot Rods, ein Geser 4×4 V8, Simca Aronde Grand Large Coupe etc. Vor kurzem erst habe ich einen wunderschönen Matra 530 LX verkauft.
Thema Wertsteigerung / -erhalt: Auf welches Pferd sollte man jetzt setzen? Wie glauben Sie wird es mit der Wertentwicklung in den nächsten Jahren weitergehen?
Wenn ich die Frage mit gutem Gewissen beantworten könnte, wäre ich vielleicht besser Börsenmakler geworden. Ich sage meinen Kunden bei AC Classics, die Rendite ist der Spaß am Oldtimer.
Als Börsenmakler jedoch würde ich alles auf sportliche Modelle setzen, das gilt eigentlich in allen Preisklassen.
Welches ist der aus Ihrer Sicht am meisten unterschätzte oder überschätze Klassiker und warum?
Zwei klassische Beispiele von Oldtimern die es noch recht häufig gibt. Zum einen die Jaguar XJ Reihe, eine der schönsten Limousinen, die je gebaut wurden. Egal ob Serie 1, 2 oder 3; ob 6- oder 12 Zylinder, die Preise dümpeln vor sich hin, oft mit Vorurteilen belastet. Eine schlecht gewartete Mercedes S-Klasse ist auch nicht besser als ein schlecht gewarteter Jaguar.
Auf der anderen Seite gibt es den Porsche 911. Mit Sicherheit ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Die momentane Preissituation ist aber aufgrund der Masse an 911ern nicht gerechtfertigt. Schließt man noch den 993 mit ein, werden ein mittlerer vierstellige Anzahl von Exemplaren europaweit auf den gängigen Plattformen angeboten. Wo ist da die Exklusivität, die diese enormen Preise rechtfertigten?
Sehen Sie einen personellen Generationswechsel im Markt für klassische Fahrzeuge? Wenn ja, wie stehen Sie dazu?
Es gibt natürlich die jüngere Generation, die sich allgemein nicht so stark für Autos interessiert. Der eigentliche Generationswandel ist aber längst erfolgt. Wenn ich meine private Oldtimerzeit mit dazu zähle, beschäftige ich mich schon über 35 Jahre mit Oldtimern. Die erste Firma gründete ich vor über 25 Jahren. Damals waren fast alle Oldtimerkäufer noch in irgendeiner Weise auch Schrauber, die einen mehr, die anderen weniger. Seit einigen Jahren ist aber der Oldtimer zum Statussymbol geworden, man muss ihn einfach haben. So steht oft neben dem neuen, geleasten Golf aus der 99-zigsten Generation ein Oldtimer in der Garage. So weit ist das natürlich schön und gut aber es werden oft dieselben Ansprüche an den Oldtimer gestellt wie an das moderne Fahrzeug.
Was ist für Sie ein absolutes „Tabu“ in Sachen Klassiker?
Es gibt kein Tabu. Gerade die Vielfalt der Fahrzeuge und des persönlichen Geschmacks machen das Thema Klassiker erst interessant. Wenn alle im Porsche 911 oder Mercedes-Benz 300 SL Flügeltürer fahren würden, wäre das Thema Oldtimer längst Geschichte.
Ich vertrete auch die Meinung, dass ein Oldtimer von der Zeit erzählen darf. Ein 80er-Jahre Opel Manta darf breit sein, Spoiler und eine verrückte Lackierung haben. Genauso ist es bei alten VW Käfern. Da gibt es die Original-Fetischisten, für die jedes Teil original sein muss. Es ist gut, dass es diese Leute gibt und auch die absolut originalen Käfer. Vergessen sollte man aber nicht, dass es damals üblich war, seinen Käfer zu „modernisieren“. Das Brezelfenster wurde herausgeschnitten um der größeren, modernen Heckscheibe Platz zu machen. Die Rückleuchten wurden gegen modernere getauscht. Winker durften eine Zeit lang gar nicht funktionstüchtig montiert sein, so wurden die Aussparungen kurzer Hand geschlossen. Auch das ist Zeitgeschichte!
Wo hört für Sie das Thema „Klassiker“ auf und vor allem warum?
Meiner Meinung nach hört es auf, mit dem Beginn der überbordenden Elektronik. Diese wird schwer beherrschbar sein und die Kosten explodieren lassen.
Welche modernen Fahrzeuge haben für Sie das Potenzial, in 30 Jahren ein wirklicher Oldtimer zu werden?
Bei der immer größeren Massenproduktion und dem weitgehenden Einheitsdesign sollten es nur Fahrzeuge sein, die in kleinen Stückzahlen produziert wurden oder wirkliche Stilikonen, die aus der Masse herausstechen oder die Fahrzeuge die den Wandel der Automobilgeschichte bestimmen.
Wie sehen Sie die Zukunft des Klassikerhandels und welche Herausforderungen gibt es?
Ich denke es gibt zwei grundlegende Herausforderungen: Zum einen politische Entscheidungen im Bereich des Umweltschutzes und eine mögliche Einschränkung der Nutzung von Oldtimern. Meiner Meinung nach wird und sollte in Zukunft das Alter für Oldtimer heraufgesetzt werden auf 35-40 Jahre.
Zum anderen ist es die jüngere Generation, die sich nicht so stark für Autos interessiert wie die älteren Jahrgänge. Hier vermute ich aber eine Renaissance, sodass irgendwann der Gedanke an Papas oder Opas Auto wieder aufkommt.
Welches Fahrzeug möchten Sie unbedingt noch einmal fahren und vor allem warum?
Schwer zu sagen aber ein 2-türiger Amerikanischer Oldtimer aus dem ein 40er-Jahren mit dezenten Hot Rod Elementen, das wäre noch mal der Hammer, zum Beispiel ein 41er Chrysler Windsor Coupé.
Was sind Ihrer Meinung nach die schönsten Strecken, die man mit einem Oldtimer „erfahren“ kann?
Wie so vieles ist auch das Geschmackssache, natürlich sind da die Alpenpässe ein Dauer-“Brenner“. Es gibt aber die schönen Strecken auch vor der Haustüre und auch persönliche Erlebnisse.
Ich durfte eine Zeitlang auf Mallorca leben. Unvergessen sind meine Touren in meinem Saab 900 Cabrio oder in meinem Mini mit Faltdach entlang der Küstenstraßen im Westen oder über all die kleinen Dörfer im Inland.
Was würden Sie einem „Oldtimer-Neuling“ am liebsten mit auf den Weg geben?
Den Oldtimer nach dem Herzen im Einklang mit dem Geldbeutel auswählen. Ein Oldtimer macht nur Sinn, wenn man ihn sich wirklich erlauben kann, sonst kann es schnell zum Fiasko werden und die Lust am Oldtimer geht verloren.
Kontakt zu AC Classics
AC Classics
Stephan Voigt
Hauptstraße 28
52441 Linnich-Körrenzig
Tel.: +49 176 10336047
[email protected]
www.ac-classics.de
Fotos AC Classics
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