70 Jahre Innocenti Lambretta

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In diesem Jahr feiert die Innocenti Lambretta ihr 70-jähriges Jubiläum. Der italienische Motorroller blickt auf eine lange Geschichte zurück, die unabhängig von der Konkurrenz mit Piaggio eigenständige Erfolge aufweisen kann. Treue Fans schwören ohnehin auf die Zweitakter aus Mailand.

70 Jahre Innocenti Lambretta – Die Geschichte

Die Geschichte der Lambretta begann 1947 dank Ferdinando Innocenti. Dieser gründete 1931 den stahlverarbeitenden Betrieb in Lambrate bei Mailand. Mit der zivilen Stahlproduktion war es während des zweiten Weltkriegs vorbei und nach Kriegsende musste man sich wieder neu ausrichten, nicht zuletzt, weil die eigenen Betriebsstätten im Krieg Schaden genommen hatten oder komplett zerstört wurden. Wie viele Hersteller seiner Zeit erkannte Innocenti die Notwendigkeit günstiger Mobilität für die Massen. Ein kleiner, vielseitiger Motorroller versprach die Lösung, erst 1960 widmete sich Innocenti dem Automobilbau.

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„Es ist 20.30 Uhr, es ist die Stunde der Lambretta!“, mit diesem Slogan bewarb Innocenti im gesamten Jahr 1947 auf beiden italienischen Radiostationen die neuen italienischen Motorroller. Beim Namen orientierte man sich naheliegend einfach an der Herkunft im Ort Lambrate, der nach dem Fluß Lambro benannt wurde.

Lambretta oder Vespa, das ist hier die Frage

Die Geschichte vom Erfolg oder Misserfolg eines Produktes ist immer eng verbunden mit der Konkurrenzsituation auf dem Markt. Zumeist gibt es klare Sieger oder Verlierer, in der Scooter-Frage bedingt der Erfolg des Einen nicht zwangsläufig den Misserfolg des Anderen. Möglicherweise war die Nachfrage einfach groß genug für zwei Hersteller, ganz sicher gelang es sowohl Piaggio mit der Vespa, als auch Innocenti mit der Lambretta jeweils eine treue Käuferschaft auf ihre Seite zu ziehen. Beide waren gleich in der Ausgangsbasis mit einem 2-Takt-Motor mit einem Zylinder, der mit einem Benzin-Öl-Gemisch fuhr und mit einem 3-Gang-Getriebe ausgestattet war. Der Hubraum war von 49 ccm bis 198 ccm erhältlich. Im Detail und der Interpretation waren die beiden aber durchaus unterschiedlich. Nicht nur eingefleischte Lambretta-Fans behaupten, durch den zentral angeordneten Motor habe die Innocenti Lambretta ein ausgewogeneres Fahrverhalten gegenüber der Vespa. In Zentral- und Süditalien war die Vespa dem Konkurrenzen in den Zulassungszahlen voraus, im den vornehmen norditalienischen Städten war die optisch mitunter etwas chromlastigere und edlere Lambretta stärker vertreten.

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Anfang und Ende der Innocenti Lambretta

Der Erfolg der Innocenti Lambretta setzte gleich mit dem Start 1947 ein und war nicht nur auf Italien beschränkt. In Lizenz wurden die Motorroller weltweit gebaut, unter anderem in Deutschland von NSU, in Spanien von Serveta, in Indien von API und in Argentinien von Siambretta. Auch als man sich beispielsweise mit dem Fiat 500 und 600 günstige Einstiegsautos leisten konnte, war die Lambretta noch erfolgreich. Aber die Krise der Motorrad- und Motorrollerhersteller Anfang der 70er-Jahre machte Innocenti zu schaffen, so sehr, dass 1971 die Produktion eingestellt wurde. Das Ende der italienischen Fertigung bedeutete aber nicht das Ende der Lambretta. Indien befand sich zu der Zeit in einer ähnlichen Situation wie Italien nach dem Zweiten Weltkrieg was den Bedarf an günstiger Mobilität für die Bevölkerung angeht. Und so kaufte Scooter India Ltd 1972 die Produktionsmaschinen und fertigte noch bis Ende der 90er-Jahre nach dem Muster der DL Lambrettas her.

Damals wie heute hat die Innocenti Lambretta treue Fahrerinnen und Fahrer. Wer mit Gleichgesinnten im großen Stil das Jubiläum feiern möchte, sollte einen Abstecher nach Italien einplanen. Vom 19. bis 21. Mai findet auf dem Autodrom von Monza die 70th Lambretta Anniversary Rally statt, vom 2. bis 4 Juni das 28. Eurolambretta Jamboree Italia auf dem Adria International Raceway.


Text Andrea Baroni, Paolo Ollig Fotos Classic Trader

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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