60 Jahre FIAT 500 – Eine runde Sache

60 Jahre FIAT 500 Titel

Ein kleines aber bedeutendes Stück Automobilgeschichte feiert dieses Jahr ein rundes Jubiläum: Der FIAT 500 wird 60! Fast durchgängig hat der Cinquecento in mehreren Generationen seinen festen Platz im Straßenbild und besticht mit Charakter und Charme.

60 Jahre FIAT 500 ist nicht nur das Jubiläum eines Autos, das in den 50er Jahren auftauchte und in der Folge wieder eingestellt wurde. Es handelt sich um ein Modell, das immer wieder neu von FIAT aufgelegt wurde und in verschiedensten Formen fast durchgängig auf dem Markt ist. Trotz der geringen Abmessungen kann man ihn zu den ganz Großen zählen, der Mobilität für eine breite Bevölkerungsschicht für das jeweilige Herkunftsland ermöglichte, so wie der Volkswagen Käfer in Deutschland, der Mini in Großbritannien oder in Frankreich der Citroën 2 CV, die Ente.

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Der Einstieg des Neuen

Als Nachfolger des von 1936 bis 1955 gebauten 500 Topolino wurde der neue Cinquecento „Nuova 500“ genannt. Das Konzept des Neuen wurde in den ersten 20 Baujahren kaum verändert: Ein spartanisches Familienauto mit einem kleinen Zweizylindermotor, der anfangs 13,5 PS lieferte. Bereits nach den ersten gebauten Exemplaren steigerte man die Leistung moderat auf 15 PS. Der Preis wiederum wurde leicht abgesenkt, um den 500er deutlicher vom größeren FIAT 600 nach unten abzugrenzen. Für 490.000 Lire, was in etwa 13 Monatsgehältern eines durchschnittlichen Arbeiters betrug, war das einfachste Modell zu haben. In Deutschland wurden 2.990 DM aufgerufen.

Nach wie vor waren diese Summen nicht wenig für die angedachte Zielgruppe, dennoch war es eine der günstigsten Einstiegsmöglichkeiten, um von der Vespa oder der Lambretta auf ein vollwertiges Autos umzusteigen. Wobei Fahrer eines Alfa Romeo oder eines Lancia bei „vollwertig“ wohl nur müde lächeln, der erste Cinquecento ist mit dem Begriff spartanisch fast noch schmeichelhaft umschrieben. Die Seitenscheiben hatten keine Kurbel- sondern lediglich Ausstellfenster. Zusätzliche Frischluft kam durch Schlitze im Frontblech, die in den Innenraum geleitet wurde. Zudem gab es ein Faltdach, das in der ersten Version „N“ über das ganze Dach reichte. Wie die Zeiten sich ändern, ist man versucht zu sagen. Während später Schiebe- und Faltdächer zu kostenintensiven Sonderausstattungen wurden, war es damals einfach Mittel zum Zweck, das kleine Auto zu klimatisieren. Es war vielmehr das feste Dach, das für den gehobenen Anspruch stand.

Einen günstigen Einstieg zu schaffen, ist das eine; andere Käuferschichten durch ein paar Sonderausstattungen und Annehmlichkeiten anzusprechen, ist für den Erfolg eines Modells ebenfalls zwingend geboten. Und so wurde rasch auch ein Modell 500 L angeboten. Das L für Lusso umfasste Kurbelfenster, ein kurzes Faltdach und ein paar Zierleisten. Im Laufe der Zeit gab es immer wieder Modifikationen, innen wie außen. Der Hubraum des Zweizylinders wuchs moderat, ebenso die Leistung. Die größte sichtbare Veränderung fand beim Wechsel von Typ D zu Typ F 1965 statt, indem die Türen nun vorn angeschlagenen waren und die Selbstmördertüren ersetzten. Lediglich in der Kombiversion, der „Giardiniera“ waren die vorn angeschlagenen Türen mit einer Sondergenehmigung länger auf dem Markt.



Fiat 500 – Grandezza auf kleinstem Raum

Was den Cinquecento aber noch viel mehr auszeichnet als die reine technische Raffinesse, ist der Stil, den dieses Fahrzeug auszeichnet. Mit der markanten Silhouette reiht sich der FIAT mit dem Porsche 911, dem Citroën 2 CV oder dem Käfer in eine ruhmreiche Liste von Autos ein, die auf den ersten Blick selbst von automobilen Laien identifiziert werden können. Nicht umsonst hat FIAT beim Revival 2007 die alte Formensprache aufgegriffen und mit einem ähnlichen, in die Neuzeit übersetzten, Konzept Erfolg gehabt.

Und so feiert FIAT voller Stolz das ganze Jubiläumsjahr 2017 hindurch 60 Jahre FIAT 500. Das beginnt bei einem Sondermodell des aktuellen 500 mit Details aus der ersten Generation. Dazu ein Werbespot in Kurzfilmlänge mit Oscar-Preisträger Adrian Brody, der die Verwandtschaft der beiden Autos zeigt. Zahlreiche Partner aus Kunst, Kultur und Wirtschaft haben sich zudem eingereiht und leisten ihren Beitrag zum Jubiläum. So nahm das renommierte Museum of Modern Art einen FIAT 500 F in ihre Sammlung auf, als automobiles Zeitzeugnis. Die italienische Post ehrte den Cinquecento mit einer Briefmarke und in einer großen Tournee reiste FIAT unter dem Motto „500 Forever Young“ durch Europa.

 

Sämtliche Aktivitäten drücken die Wertschätzung aus, die dem 500 entgegengebracht wird. Und FIAT tut gut daran, die nachhaltige Wirkung dieses Autos richtig einzuordnen. Welches Auto kann schon von sich behaupten, sich so lange auf den Straßen zu halten, ohne sich auf einen Kundenkreis zu beschränken. Der Cinquecento windet sich gut durch die engen Gassen im Arbeiterviertel in Palermo, macht aber auch eine „bella figura“ an der Promenade des Lago di Como. Für Halbstarke und Bastler gab es die Abarth-Versionen oder allerlei unterschiedliche Kleinstserien und Einzelstücke.

Der 60. Geburtstag vom FIAT 500 ist also wahrlich ein Grund zu feiern. Das Auto an sich, den Charme und die Lebensart, die das kleine Fahrzeug verkörpert und die nachhaltige Wirkung, die der Cinquecento ausübt. Wenn die Euphorie bezüglich des FIAT 500 anhält, werden so noch etliche Jubiläen folgen.

60 Jahre FIAT 500 Strand 60 Jahre FIAT 500 Markt


Fotos Fiat Chrysler Automobiles N.V.

Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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