Moto Guzzi – Geschichte einer Legende

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Während sich in unseren Breiten die Motorradsaison langsam dem Ende entgegen neigt, bietet sich vielleicht noch eine schöne Tour um norditalienische Seen an. Wenn man am ohnehin schon sehenswerten Comer See einen Zwischenstopp einlegen möchte, kann man in einem kleinen Ort die ganz große Geschichte des Motorrads erleben. Genauer gesagt in Mandello del Lario, wo vor 95 Jahren Moto Guzzi sich anschickte, in vielen Bereichen Maßstäbe zu setzen.

1921 gründeten Giorgio Parodi und sein Freund Carlo Guzzi, ein ehemaliger Kamerad in der Königlichen Luftwaffe mit der finanziellen Unterstützung von Parodis Vater Emanuele Vittorio, einem Reeder aus Genua, die Aktiengesellschaft Moto Guzzi. Bei der Entstehung der Idee war noch ein dritter mit an Bord, ihm war aber nicht mehr vergönnt, die Geburt des Unternehmens zu erleben. Giovanni Ravelli starb 1919 bei einem Flugzeugabsturz. Zu dessen Andenken und wegen der Verbindung aller drei zu Fliegerei entstand das prägnante Markenlogo mit den ausgebreiteten Schwingen eines Adlers.

Der Aufstieg von Moto Guzzi verlief von Anfang an rasant, aus dem ersten Prototypen G.P., der sich aus den Initialen von Guzzi und Parodi zusammensetzte, entwickelte sich die „Normale“, von der bereits im ersten Jahr 17 Fahrzeuge gebaut wurden. Gepaart mit Erfolgen im Rennsport, dem weltweit ersten Windkanal für Motorräder 1950 und medienwirksamen Belegen der Leistungsfähigkeit der Maschinen, setzte Moto Guzzi den Grundstein für seinen guten Ruf. So fuhr Giuseppe Guzzi mit einer G.T. zu einer Expedition zum Polarkreis in Norwegen, was der Maschine den Beinamen „Norge“ einbrachte.


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Moto Guzzi – Die Nachkriegszeit

Nach dem zweiten Weltkrieg verstand es Moto Guzzi, die Nachfrage nach kleinen und billigen Transportmitteln zu erfüllen. Der Guzzino 65, der erste Zweitakter aus Mandello del Lario, war über Jahre hinaus das meistverkaufte Motorrad in Europa und wurde später als Cardellino weiterentwickelt. Ein Meilenstein war die Konstruktion des Zweizylinders in V-Anordnung mit längsliegender Kurbelwelle, ein Motor, der wie kein anderer zum Symbol für Moto Guzzi geworden ist. Beginnend mit der V7 1966 wurde der Antrieb perfektioniert und fand Verwendung in legendären Maschinen wie der V7 Sport, dem Tourer California, sowie den hubraumschwächeren Motorrädern V35 und V50.

Bei allen Erfolgen musste Moto Guzzi immer wieder mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen. In jüngerer Vergangenheit wurden sie zunächst 2000 von Aprilia gekauft, ab 2004 gingen beide Marken im Piaggio-Konzern auf, auf dass sie nicht nur ihre ruhmreiche Geschichte konservieren, sondern auch in Zukunft Motorräder bauen, die die Jahrzehnte überdauern.



Text Paolo Ollig // Fotos Moto Guzzi



Autor: Paolo Ollig

Paolo Ollig schreibt als Chefredakteur regelmäßig über alle Raritäten und Meilensteine der Automobil- und Motorrad-Geschichte. Traum-Klassiker: Lamborghini Countach und Mercedes-Benz 300 SL. Eigener Klassiker: Mercedes-Benz 230 CE (W123) von 1981.

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